Das Schiff der Kaufleute: Die Hansekogge
Die 20–30 Meter langen bauchigen Koggen waren bis ins 15. Jahrhundert hinein der wichtigste Handelsschifftyp im ganzen Ostseeraum. Entstanden war der „Lastesel der Hanse“ Anfang des 12. Jahrhunderts aus der Verschmelzung friesischer und skandinavischer Schiffbau-Traditionen. Die Koggen waren langsam, konnten aber bis zu 50 Last (damalige Maßeinheit: 1 Last entsprach 2 t oder einer Wagenladung) Fracht aufnehmen. Ihr flacher Rumpf und ihr geringer Tiefgang erlaubten es nicht nur, in seichten Küstengewässern zu segeln, sondern auch weit die Flüsse heraufzufahren. Die Böden der Koggen waren flach gebaut, ohne Kiel, deshalb konnten sie auch bei Ebbe auflaufen, ohne im Schlick stecken zu bleiben; bei wieder steigendem Wasser schwammen sie sich wieder frei. Ohne Kiel und mit dem großen Rahsegel konnten sie allerdings nur vor dem Wind segeln.
Unser Modell 1:50 zeigt eine einmastige Kogge mittlerer Größe aus Elbing bei Danzig an der Ostsee. Die Stadt Elbing wurde 1237 von lübischen Handwerkern und Hanse-Kaufleuten gegründet und stand unter dem Schutz des Deutschordensstaates Preußen. 1440 gehörte Elbing zu den preußischen Hansestädten, die sich mit den Landesständen im „Preußischen Bund“ gegen die Herrschaft des Ordens verbündeten und sich dem Schutz des polnischen Königs unterstellten. Seit 1815 war Elbing wieder preußisch. Bereits im Jahr 890 wurde sie vom englischen Reisenden Wulfstan als großer Handelsort der Prußen beschrieben. Hier wurde unter anderem Bernstein gehandelt, offenbar bis auf die arabische Halbinsel, denn auf dem Gebiet des ehemaligen Elbing hat man arabische Silbermünzen aus Bagdad gefunden, die Ende des 8. Jahrhunderts unter dem Kalifen Harun ar-Raschid (763–809) geprägt wurden.
Auf dem Deck der Kogge sieht man Fässer, wahrscheinlich gefüllt mit Salzhering, einem wichtigen Handelsgut der Hansekaufleute. Zur Verteidigung ist diese mit einem Vorderkastell und einem Achterkastell ausgestattet, das Bogenschützen Deckung bot. Auch in der Mark Brandenburg und im ehemaligen Preußen gehörten eine Reihe von Städten dem Bund der Hanse an, der von Mitte des 12. bis ins 17. Jahrhundert bestand: die Doppelstadt Berlin-Cölln, Brandenburg (Havel), Frankfurt (Oder), Havelberg, Kyritz, Perleberg, Pritzwalk, östlich der Oder Braunsberg, Breslau Danzig, Elbing, Königsberg (Ostpreußen), Kulm sowie Thorn.